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Pressemitteilung 99/24 - 27.09.2024

Herzgesundheit – was gibt es Neues aus der Forschung?

Interview mit Prof. Dr. Philip Raake zum Weltherztag

Anl?sslich des Weltherztages am 29. September gibt Prof. Dr. Philip Raake, Lehrstuhlinhaber Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie an der Medizinischen Fakult?t der Universit?t Augsburg und Direktor der I. Medizinischen Klinik am Universit?tsklinikum Augsburg einen ?berblick zu den derzeitigen Trends in Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen. Er erkl?rt, woran in Augsburg in Sachen Herzgesundheit geforscht wird, und gibt Tipps für einen herzgesunden Lebensstil.

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Herzkrankheiten geh?ren zu den h?ufigsten Todesursachen weltweit. Der internationale Weltherztag am 29. September soll darauf aufmerksam machen und ein Bewusstsein für Herzgesundheit schaffen. Welches sind derzeit die h?ufigsten Erkrankungen am Herz?

Sehr viele Menschen haben Vorhofflimmern, also eine Herzrhythmusst?rung, die mit Thrombo-Embolien und Schlaganf?llen assoziiert wird. Das kann isoliert auftreten, aber auch Folge einer anderen Erkrankung sein. Patientinnen und Patienten, die lange mit einem hohen Blutdruck leben, haben ein erh?htes Risiko dafür. Auch Herzschw?che oder eine defekte Herzklappe k?nnen zu Vorhofflimmern führen. Herzschw?che an sich ist ebenfalls etwas, das uns im Alltag h?ufig begegnet. Dabei pumpt das Herz nicht mehr richtig. Die dritte Erkrankung, die wir sehr oft sehen, ist die koronare Herzkrankheit, also die sogenannte ?Verkalkung der Herzkranzgef??e“.

Die interdisziplin?re Forschung – sowohl im klinischen Umfeld als auch in der Grundlagenforschung – hilft uns, viele Aspekte dieser gut bekannten Erkrankungen besser zu verstehen.

Wo stehen wir derzeit bei der Behandlung von Herzerkrankungen, was ist der neueste Stand?

Sehr viel getan hat sich in den letzten Jahren bei medikament?sen Therapien. Wir haben jetzt mehrere neue, gut wirksame Substanzen zur ?Blutverdünnung“ zur Verfügung. Diese bremsen die Blutgerinnung und sind z. B. für Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern wichtig, weil sie dafür sorgen, dass die Entstehung von Blutgerinnseln weniger wahrscheinlich wird. Das kann Schlaganf?lle und Infarkte verhindern.

Spielt Pr?vention als Thema der Forschung eine Rolle?

Zur Pr?vention wird ausdrücklich viel geforscht, hier liegt ein starker Fokus von ?rztinnen und ?rzten auf dem Senken des LDL-Cholesterin-Spiegels. Ein hoher Wert dieses Fettmoleküls erh?ht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wir zielen auf einen Wert, der unter 55 Milligramm pro Deziliter Blut liegt bei Patientinnen und Patienten, die z. B. bereits einen Herzinfarkt hatten.

Eine neue Methode, dafür sind siRNA-Therapien. Diese ?small interfering RNA“ kann mit einem besonderen Zellmechanismus, bestimmte Signale in der Zelle ausschalten und damit die Cholesterinbildung hemmen. Für Patientinnen und Patienten ist diese Therapie sehr komfortabel: das Medikament wird ihnen zwei Mal j?hrlich ins Bauchfett gespritzt und sie müssen nicht t?glich an eine Tabletten-Einnahme denken.

An welchen Aspekten der Herzgesundheit forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Augsburg noch?

An der Medizinischen Fakult?t forschen wir sehr breit – von molekularer über klinischer bis hin zu epidemiologischer Forschung.

Ein Thema, das uns am Lehrstuhl interessiert, ist die Interaktion von Thrombozyten und Leukozyten, also Blutpl?ttchen und wei?er Blutk?rperchen. Da geht es um das Thema Umwelteinflüsse und inwiefern sie Blutgerinnsel hervorrufen.

Hier in Augsburg führen wir mit dem Universit?tsklinikum Augsburg das Herzinfarktregister, das seit vierzig Jahren Daten von Infarkt-Patientinnen und -patienten sammelt. In einem Projekt werten wir mit dem Lehrstuhl für Epidemiologie mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz diesen Datenschatz aus und entwickeln ein Projektionsmodell.

Gibt es ein Leuchtturmprojekt?

Eines unserer Leuchtturmprojekte ist ALERT-IST, das vom Innovationfonds des gemeinsamen Bundesausschusses mit 1,8 Mio. Euro für drei Jahre gef?rdert wird. Gemeinsam mit Elke Hertig, Professorin für Regionalen Klimawandel und Gesundheit, und Christian Hinske, Professor für Datenmanagement und Clinical Decision Support, entwickeln wir ein Modell, das den Bedarf an intensivmedizinischer Betreuung infolge von Umwelteinflüssen und Wetterph?nomenen vorhersagt. Das Krankenhaus der Zukunft muss flexibler und anpassungsf?higer an extreme Hitze und K?lte sein, um seinen Versorgungsauftrag weiterhin erfüllen zu k?nnen.

Noch in Planung ist eine Studie, bei der wir Patientinnen und Patienten, die einen Schlaganfall unbekannter Ursache hatten, mit einem Smart Device ausstatten, das über ein halbes Jahr lang zwei Mal t?glich ein EKG schreibt, um herauszufinden, ob eventuell ein Vorhofflimmern den Schlaganfall verursacht.

Wie haben sich die Behandlungsmethoden weiter entwickelt?

Was sich enorm weiterentwickelt ist die Technologie, mit der wir Herz-Patientinnen und -patienten helfen. Ein verengtes Blutgef?? wird immer h?ufiger ohne das Einsetzen eines Stents ge?ffnet. Statt ein Drahtgeflecht-R?hrchen einzusetzen, wird die Engstelle mit einem Ballon geweitet, der au?en mit einem Medikament beschichtet ist. Dieses geht direkt in die Gef??wand und kann verhindern, dass das Gef?? an der Stelle erneut verengt. Diese Methode liegt im Trend und wird stetig verbessert. Auch wir haben hierzu bereits klinisch geforscht. Die Universit?tsmedizin Augsburg ist der drittgr??te universit?re Herzinfarktversorger bundesweit und wir behandeln dementsprechend sehr viele Patientinnen und Patienten.

Eine Methode, die ebenfalls stetig verbessert wird, ist die Katheter-basierte Versorgung einer Aortenklappenstenose – das ist eine Verengung einer der vier Herzklappen und einer der h?ufigsten Klappenfehler. Hier werden sowohl die verwendeten Instrumente als auch die Zugangswege zum Herzen immer kleiner, so dass die Patientinnen und Patienten deutlich schonender versorgt werden k?nnen.

Ein ganz neues Medizinprodukt gibt es in Kürze zur Behandlung einer Mitralklappeninsuffizienz. Ist die Mitralklappe undicht, flie?t Blut zurück in Richtung Lunge? das Herz muss dann st?rker arbeiten, um das zus?tzliche Blutvolumen zu transportieren. Die Patienten verspüren oft ausgepr?gte Atemnot. Bislang wurde diese Undichtigkeit mit Clips versorgt, die über einen Katheter an der Klappe befestigt werden. Nun sind Ersatzklappen verfügbar, die ebenfalls über einen Katheter angebracht werden.

Neue Techniken gibt es auch bei der Behandlung von Herzrhythmusst?rungen. Hier wird in der Regel Herzgewebe ver?det, um zu verhindern, dass fehlgeleitete elektrische Impulse das Herz aus dem Takt bringen. Früher wurde mit Strom ver?det, Standard seit einigen Jahren ist aber das Vereisen. Die neueste Methode ist nun die sogenannte ?pulsed field ablation“, die statt mit hoher oder niedriger Temperatur mit elektrischen Impulsen ver?det und gewebeschonender ist.?

Vor der Behandlung jedoch kommt die Diagnostik. Hier machen bildgebende Verfahren rasante Fortschritte. Engstellen in den Blutgef??en werden immer mehr über einen sehr feinen Katheter, der ein Ultraschallbild macht, untersucht. Ein relativ neues Verfahren ist die optische Koh?renztomographie (OCT), die exakte Aussagen zu Ver?nderungen an den Herzkranzgef??en erm?glicht. Mit der OCT l?sst sich sehr gut beurteilen, wie gef?hrlich die Ablagerungen am Blutgef?? sind. Nach dem Einsetzen eines Stents k?nnen wir damit au?erdem kontrollieren wie gut er sitzt und wie sich das Implantat entwickelt.

Was k?nnen Menschen für ihre Herzgesundheit tun?

Herzgesund leben hei?t vor allem, sich viel zu bewegen. Das muss kein Marathon sein, eher eine leichte, aber kontinuierliche Belastung, drei bis vier Mal die Woche: etwas Rad fahren, Schwimmen, Nordic Walking – das bringt unglaublich viel, dazu etwas Krafttraining.

Wichtig ist natürlich eine gesunde Ern?hrung: viel Gemüse und mediterrane Kost, Oliven?l, auch Nüsse sind sehr gut. Fleisch sollte man wenig essen und wenn, dann am besten Geflügel. Fisch ist mindestens einmal die Woche zu empfehlen. Genug trinken ist – wenn keine Herzschw?che vorliegt - essenziell und in Extremsommern die Hitze meiden.

Man sollte auch daran denken, sich regelm??ig beim Hausarzt vorzustellen um in der zweiten Lebensh?lfte sicher zu gehen, dass der Blutdruck gut eingestellt ist und kein Diabetes entsteht. Weiterhin ist zu empfehlen den Cholesterinspiegel im Blick zu haben und nicht zu rauchen.

?brigens k?nnen Smartwatches, die den Puls überwachen, ein Vorhofflimmern heute recht zuverl?ssig erkennen, in einem solchen Fall den Arztbesuch nicht aufschieben.

Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Philip Raake
Lehrstuhlinhaber
Innere Medizin Schwerpunkt Kardiologie

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Medienkontakt

Corina H?rning
Stellvertretende Pressesprecherin
Stabsstelle Kommunikation & Marketing

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